Am 10. und 11. Mai 2024 wurden die Bewohner Süddeutschlands Zeugen eines außergewöhnlichen Naturphänomens: Polarlichter, die normalerweise in den polaren Regionen zu sehen sind, erschienen am Himmel und tauchten die Nacht in ein magisches Lichtspiel. Dieses unerwartete Ereignis war das Ergebnis eines Sonnensturms, der von einer Sonnenfleckregion ausgelöst wurde. Im Folgenden möchte ich meine Eindrücke und Bilder dieses faszinierenden Ereignisses teilen.
Der Sonnensturm
Verantwortlich für das ungewöhnliche Spektakel am Nachthimmel über Deutschland war ein massiver Sonnensturm, der die Polarlichter auslöste. Bereits zuvor hatten Experten des Weltraumwetter-Vorhersagezentrums (SWPC) der US-amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA von einem „ungewöhnlichen Ereignis“ gesprochen, da gleich fünf Sonnenstürme auf die Erde gerichtet waren. Ursprungsregion der Sonnenstürme war ein großer, komplexer Sonnenfleckcluster, der etwa 15-mal so groß war wie der Durchmesser der Erde. Dieser ist im Bild als große Sonnenfleckgruppe deutlich zu sehen.

Ein koronaler Massenauswurf (CME) ist eine Sonneneruption, bei der Plasma ausgestoßen wird. Die Austrittsquellen sind meist Sonnenflecken, deren Eruptionen auch als Flares bezeichnet werden. Das ausgestoßene Plasma besteht hauptsächlich aus Elektronen, Protonen und zu kleinen Anteilen aus Kernen schwererer Elemente wie Helium, Sauerstoff und Eisen.
Die Häufigkeit von koronalen Massenauswürfen ist eng an die Sonnenaktivität gekoppelt: Im Sonnenfleckenminimum sind sie deutlich seltener als im Sonnenfleckenmaximum, wobei die durchschnittliche Häufigkeit zwischen 0,5 und 6 Ereignissen pro Tag schwankt.
Die wenigen CMEs, die tatsächlich auf die Erde zielen, werden als geomagnetisch effektiv bezeichnet und beeinflussen die Magnetosphäre und Ionosphäre der Erde. Dabei wird die Magnetosphäre auf der Tagseite zusammengedrückt, während sich auf der Nachtseite der Schweif verlängert. Dies führt unter anderem zu ausgeprägten Polarlichtern.
Polarlicht mit bloßem Auge
Schwache Polarlichter erscheinen oft wie zarte Schleierwolken am Himmel und bilden häufig Bögen. In ihrer schwachen Form bewegen sich Polarlichter kaum und das menschliche Auge nimmt sie eher schwarz-weiß oder grau wahr. Der Anblick kann für Menschen, die zum ersten Mal schwache Polarlichter sehen, enttäuschend sein, da sie nicht besonders aufregend erscheinen.
Die intensiven roten und grünen Farben des Polarlichts werden oft erst in den Bildern deutlich sichtbar. Während der Beobachtung können diese Farben von vielen Menschen nicht wahrgenommen werden. Erst durch die Fotografie wird die faszinierende Farbpalette des Polarlichts offenbart, was die Erfahrung umso beeindruckender macht.
Die Aufnahmen
Das Bild der Sonne wurde mit einer Spiegelreflexkamera aufgenommen, die mit einem Teleobjektiv mit 400 mm Brennweite und einem 2-fach Tele-Konverter ausgestattet war. Um die Kamera und das Objektiv vor Schäden zu schützen, wurde ein spezieller Solarfilter verwendet. Aus insgesamt 74 Bildern mit einer Belichtungszeit von 1/500 Sekunde, einer Blende von f/11 und ISO 100 wurden die besten Aufnahmen gestackt, um die Luftunruhen zu minimieren. Nach dem Schärfen wurde das Bild in Photoshop eingefärbt, da die Sonne in Wirklichkeit rein weiß ist.Die Bilder der Aurora wurden direkt vor der Haustür ebenfalls mit einer Spiegelreflexkamera aufgenommen, jedoch mit einer Brennweite von 18 mm. Die Belichtungszeit betrug 5 Sekunden, die Blende wurde auf f/3.5 eingestellt und die ISO-Empfindlichkeit lag bei 1600. Die Bildentwicklung erfolgte in Adobe Lightroom, um die bestmögliche Qualität und Farbwiedergabe zu erzielen.
Die Bilder der Polarlichter


Das unvergessliche Ereignis, bei dem Polarlichter sogar in der Karibik beobachtet wurden, markiert einen historischen Moment in der astronomischen Gemeinschaft. Eddie Irizarry von der Sociedad de Astronomia del Caribe (Astronomical Society of the Caribbean) betont auf Spaceweather.com, dass die letzten dokumentierten Ereignisse, bei denen Polarlichter von Puerto Rico aus gesehen wurden, im Jahr 1859 und 1921 stattfanden. Diese seltene Gelegenheit, Polarlichter in einem normalerweise ungewöhnlichen Breitengrad zu sehen, unterstreicht die außergewöhnliche Natur des Sonnensturms und die faszinierende Schönheit der Naturphänomene.Die Möglichkeit, ein solches Ereignis zu erleben, ist ein Privileg und eine Erinnerung, die ein Leben lang anhält. Es erinnert uns daran, wie faszinierend und unvorhersehbar das Universum sein kann und wie sehr wir von den Kräften der Natur beeinflusst werden. Möge dieser besondere Moment uns dazu ermutigen, weiterhin den Himmel zu beobachten und die Wunder des Universums zu schätzen.