Die aufgenommenen Daten des Herznebels hatte ich bereits zu einem Bild entwickelt. Allerdings war ich damals noch nicht vollständig zufrieden mit dem Ergebnis, und mir fehlte es auch noch an Erfahrung in der Bildbearbeitung. Im letzten Jahr habe ich jedoch bei verschiedenen Gelegenheiten und in verschiedenen Formaten viel dazugelernt.

Zum einen habe ich natürlich selbst recherchiert, indem ich Foren durchsucht und YouTube-Tutorials angesehen habe. Der Dark Matters Discord war eine weitere wertvolle Ressource, die reichlich Erfahrungsaustausch und nützliche Tipps zur Verbesserung meiner Bilder bot. Darüber hinaus habe ich unregelmäßig an Bildbesprechungen mit Frank Sackenheim teilgenommen, die eine bereichernde Ergänzung zu seinen YouTube-Videos darstellten.
Ein Höhepunkt war sicherlich das Astrofotografie-Abenteuer während eines einwöchigen Workshops auf La Palma, organisiert von Mehmet Ergün. Dieser Workshop ermöglichte es mir, meine Fähigkeiten zu vertiefen und neue Techniken kennenzulernen. Schließlich nahm ich auch an der herausragenden Remote Southern Sky Safari von Bray Falls teil, bei der ich nicht nur die Möglichkeit hatte, ein Remote-Observatorium in Namibia anzusteuern, sondern auch wertvolle Einblicke in die Bildbearbeitung erhielt.
Mit diesen neuen Kenntnissen, Werkzeugen und Methoden habe ich mich erneut mit meinen alten Daten des Herznebels beschäftigt und darüber nachgedacht, wie ich noch mehr aus ihnen herausholen kann. Das Ergebnis hat sich meiner Ansicht nach wirklich gelohnt, und ich freue mich darauf, die verbesserten Bilder zu präsentieren.
Der Herznebel (IC 1805)
Im November 1787 entdeckte der deutsch-britische Astronom Wilhelm Herschel einen „sehr schwachen Nebel“ und beschrieb ihn als „extrem schwach, ziemlich groß, von unregelmäßiger Gestalt“. Dieser Nebel ist heute als Herznebel bekannt, eine beeindruckende Emissionsregion im Weltraum.
Der Herznebel liegt etwa 7.500 Lichtjahre von der Erde entfernt und befindet sich im Perseusarm unserer Galaxis, im Sternbild Kassiopeia. Seine charakteristische Form, die an ein Herz erinnert, hat ihm seinen Namen gegeben. Das intensive Rot des Nebels und sein faszinierendes Aussehen werden durch die energiereiche Strahlung einer kleinen Gruppe von Sternen in der Nähe des Nebelzentrums verursacht.
Inmitten des Herznebels liegt der offene Sternhaufen Melotte 15, der einige äußerst helle Sterne beherbergt. Diese Sterne sind bis zu 50 Mal größer als unsere Sonne und tragen wesentlich zur ionisierenden Strahlung bei, die den Nebel zum Leuchten bringt.
Beobachtbarkeit
Der Herznebel ist in Mitteleuropa zirkumpolar, was bedeutet, dass er das ganze Jahr über sichtbar ist und scheinbar den Himmelspol umkreist. Seine Ausdehnung am Himmel beträgt etwa 60 x 60 Bogenminuten, was etwa doppelt so groß ist wie der Vollmond. Die beste Beobachtungszeit für den Herznebel ist von Juli bis Januar, wenn das Sternbild Kassiopeia nachts am höchsten steht.
Der Herznebel ist nicht nur ein faszinierendes kosmisches Objekt, sondern auch ein beliebtes Ziel für Amateurastronomen und Astrofotografen auf der ganzen Welt. Seine markante Form und sein leuchtendes Rot machen ihn zu einem wahren Juwel am nächtlichen Himmel.
Aufnahmedaten
- Aufgenommen in mehreren Nächten von Februar bis April 2023 vom Balkon in der Nähe von Ulm.
- Belichtungszeit:
- 5 Stunden RGB, aufgeteilt in 100 einzelne Bilder mit jeweils 180 Sekunden Belichtungszeit.
- ca 4,5 Stunden Ha-Schmalband mit dem Optolong L-eXtreme Filter, aufgeteilt in 89 einzelne Bilder mit jeweils 180 Sekunden Belichtungszeit.
- Aufnahmeequipment: Askar ACL 200, ZWO ASI 183 MC pro auf einer ES iEXOS100 Montierung. Nachführung mit ASIAIR plus.
- Bildbearbeitung erfolgte in PixInsight, GraXpert und Photoshop
Die Bilder sind in voller Auflösung auf meinem AstroBin-Account einsehbar.
Bildbearbeitung
RGB-Bildbearbeitung des Herznebels
Schmalband-Bildbearbeitung des Herznebels
Finale Anpassungen

Ha-Schmalbandaufnahme
Schmalbandfilter ermöglichen es, bestimmte Bereiche des Lichtspektrums durchzulassen, in denen Deep-Sky-Objekte Strahlung aussenden. Dies führt zu einer starken Kontrasterhöhung und ermöglicht es, unerwünschtes Streulicht auszublenden. Dadurch können beispielsweise die roten Emissionen von Wasserstoffnebeln deutlicher hervorgehoben und eine andere Bildwirkung erzielt werden als nur mit klassischen RGB-Aufnahmen. Das zeigt sich im Bildvergleich deutlich.

Für die Aufnahme des Herznebels habe ich nicht nur die klassische Schmalband-Kombination verwendet, sondern auch das dynamische Verfahren der Foraxx-Palette angewendet. Dadurch entstand ein weiteres Bild des Herznebels, in dem die Sauerstoffregionen als deutlich bläuliche Bereiche in Erscheinung treten. Der Unterschied zwischen den beiden Darstellungen ist deutlich erkennbar.
Die Foraxx-Palette
Die Idee und die Entstehung der Foraxx-Palette, die eine dynamische Kombination von Schmalband-Daten ermöglicht, sind interessant zu verfolgen. Ursprünglich wurden diese Konzepte von The Coldest Night und später auch in einem Review auf remoteastrophotography.com erklärt. Statt einer festen Kombination der Schmalband-Daten, wie beispielsweise Wasserstoff- und Sauerstoffemissionen (Ha und OIII), wird bei der Foraxx-Palette ein dynamischer Ansatz verwendet. Das bedeutet, dass die Kombination der Daten für jeden RGB-Farbkanal separat und abhängig von den Pixelwerten des Bildes erfolgt. Dieser Ansatz ermöglicht eine flexiblere und anpassungsfähigere Bearbeitung, um die spezifischen Eigenschaften und Details eines Deep-Sky-Objekts wie des Herznebels hervorzuheben.
